Peru 1996

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Meine bis her letzte große Reise hat mich und meinen Kumpel Hans nach Peru gebracht. Der Start war diesmal denkbar katastrophal, da ich leider keinen Blick in meinen Reisepaß geworfen habe, und siehe da, er war abgelaufen. Da wir am Samstag fliegen wollten, da natürlich keine Beamtenstube mehr geöffnet war, durfte ich einen neuen Anlauf für Montag mittag unternehmen. Nach einem Trinkwochenende mit meinem Kumpel Hessi bin ich Montag morgen unfaßbar früh raus, um mir den Ausweis zu besorgen. Allein diese Geschichte würde Seiten füllen, aber darum geht es hier nicht. Ich hatte meinen Paß um halb zwölf, der Flug ging in 40 Minuten und ich mußte noch zum Flughafen. Ein paar Minuten vorher war ich in der Wartehalle, daß Polar-Bier in der venezolanischen Maschine hat unglaublich gut geschmeckt...

 
copyright Peruguide
Über den Umweg Caracas bin ich am Abend in Lima gelandet, Hans war ja vorgeflogen und hat mich dort mit einem netten Taxifahrer bereits erwartet. Was eine Odysee! 

Wir mußten erst einmal in Miraflores einen Drink nehmen. Auch hier bereitete mir dieser Wahnsinn, dort wie ein Geldsack zu sitzen und die furchtbar armen Menschen zu sehen, etwas Probleme. Aber ich war doch immer noch sehr mit meiner Dämlichkeit beschäftigt.
Einen genauen Reiseplan hatten wir leider nicht, so haben wir viel zuviel Zeit in Lima verbracht, und das meist in einer Pfahlgaststätte auf dem Ozean namens Rosa Nautica. 

 
Irgendwann konnten wir dann aber endlich einen Flug nach Cuzco erwischen. Diese Stadt in den Anden nahm uns dann wortwörtlich den Atem. Ich hätte nie gedacht, daß die Umstellung auf die dünne Luft so spürbar ist. Das Herz rast wie verrückt auf dem Weg in unser Hotel, welches zum Glück auch schön oben auf dem Berg gelegen war. In dieser Stadt ist wegen dem wundervollem Ort Macchu Picchu auch tourismusmäßig gesehen eine Menge los. Das ist etwas, was uns eigentlich nicht so liegt, aber diesen Ort muß man gesehen haben!!!
 
Dieses Bild haben wir von einem sehr hohen Punkt aufgenommen, von dem man die ganze Stätte überblicken kann. Nach Macchu Picchu selbst sind wir übrigens per Zug gelangt, man kann auch zu Fuß den sogenannten Inka-Trail, ein Mehrtagesfußmarsch durch die Anden, bewältigen, aber wir hatten Urlaub ;-) 
Ich kann meine Eindrücke von diesem Ort nicht in Worte bannen, es ist einfach zu eindrucksvoll gewesen. Über die geschichtlichen Hintergründe möchte ich mich an dieser Stelle nicht weiter auslassen, das könnt Ihr ja auf anderen Seiten nachlesen, oben ist die Adresse einer dieser Seiten hinterlegt.

 
 Nach ein paar Tagen in Cuzco hatten wir genug gesehen, es ging mit einem Busunternehmen nach Arequipa. Die Fahrt werde ich so schnell nicht vergessen, erst wird ein Coca-Bauer mit seinem Gewächs vom Militär bedrängt, darf dann aber weiter mitfahren (was mir etwas unheimlich war, ein komischer Typ), dann ging es mit einem Höllentempo in der Nacht über Schnee in die Tiefe, ich konnte die Lichter einer Stadt erkennen und hab mir nur gedacht, bitte laß uns nicht dort runter fahren, aber dem Fahrer war wohl alles egal und ist mit einer mir bisher nicht bekannten Geschwindigkeit über die Schotterpiste gefahren. Irgendwie bin ich für solche Dinge nicht so richtig abgehärtet.

In Arequipa haben wir uns nur kurz aufgehalten, ich habe meine Turnschuhe mal richtig putzen lassen, so sahen die nicht mal im Regal aus, dann gings schon weiter nach Nazca.
Dieser Ort ist für seine aus der Luft zu sehenden mysteriösen Zeichnungen im Wüstensand bekannt. Leider konnten wir vom Boden aus davon wenig wahrnehmen.
Den Abend haben wir auch wieder unspektakulär in einer Waschküchenkneipe verbracht und sind früh ins Bett. Für die kommenden Tage genau das Richtige...
 
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich nur mal kurz frühstücken gehen, sind dazu über die Straßenseite gewechselt und haben uns in diesem kleinen Straßenlokal niedergelassen. Die ganze Familie hat mit uns spanisch geübt, wir haben das Mixen von Pisco sour mit unserem Gastwirt Soul erlernt. Den ganzen Tag haben wir dort verbracht !!! Ich bin abends noch mit einem Fahrrad einem Gast gefolgt, der mir seinen Arbeitsplatz zeigen wollte. Er war minero und hat mir etwas von den Steinen und so dort erzählt. War wirklich mal interessant. 
 
 
 
Dann habe ich noch die Nachtschicht übernommen und die Gäste in diesem Lokal bewirtet, während alle anderen bereits im Bett lagen. Mir war gar nicht bewußt, daß ich so perfekt spanisch spreche. Der Alkohol ist bei solchen Sachen aber wirklich sehr hilfsbereit! 
Ich habe die Nacht dann auch so gut wie nicht geschlafen, obwohl wir von Soul sein Ehebett angeboten bekommen haben. Aber das Geschäft ging vor !!!

Der nächste Tag war für mich äußerst unangenehm, die existierenden Fotos sind für eine Veröffentlichung nicht geeignet. Wenig Schlaf kann das Aussehen eines Menschen schon arg entzaubern ;-)

Nachdem ich mein WM-Trikot des Weltmeisters 1992 an Soul verschenkt hatte (ich wollte es ihm nur mal zeigen, aberr was solls, Rückennummer von Uwe Bein !!!), sind wir weiter. Daumen raus, und der erste LKW hat gleich gehalten, wir sollten uns auf die Ladefläche des Aufliegers setzen. Gut, die anderen waren alle bewaffnet, weil die irgendwelche Wafen durch die Gegend kutschiert haben, aber was macht das schon, quer durch die Wüste, die Sonne erbarmungslos auf die Holzkisten, da kann ja nichts passieren.
 
Dann haben wir mit dem Fahrer zum Dank noch zwei-drei Bier getrunken, ist ja nicht schlimm, wenn der Fahrer dieses Transportes etwas betrunken ist. Ich mußte mich aufgrund meiner Nachtschicht etwas ausruhen, bei der Hitze zieht man natürlich das T-Shirt aus und schläft ein. Drei Stunden später war ich feuerrot, war froh, daß wir mal an einem Wassergraben gehalten haben, damit ich baden konnte. Das Wasser hat richtig gezischt. Der folgende Sonnenbrand war eines der fiesesten Sachen, die meine Haut je mitmachen mußte.

Die nächste Station war dann Ica, in dessen Naturpark haben wir dann auch noch eineinhalb Tage verbracht, und ich durfte mit Peruanern die politische Situation diskutieren. Mein Spanisch war nie mehr so gut wie damals. Allerdings habe ich da auch nicht viel verstanden...

Dann sind wir endlich irgendwie mal wieder in Lima gelandet, und haben dort mal einen typisches Wochenende eines Peruaners erlebt. Wir wollten nach Feierabend unserer Bekannten aus Lima mal in einen netten Ort, um uns zu sonnen (ich hatte es nicht mehr ganz so nötig). Leider war Hans der Ansicht, einmal die ganze Gastfreundschaft des Rosa Nautica auszunutzen. Völlig sturzbesoffen war ich bemüht, ihn durch die Stadt zu schleifen, aber er ist zwischendurch immer wieder eingeschlafen. Ein toller Trip...
Dann saß im Bus noch einer vor uns, der sich über mich beschwert hat, weil man mir angeblich die Strapazen der letzten Tage anriechen würde. Ja natürlich war ich nicht porentief rein und habe nach Lotosblüten geschnuppert!!!

An einer Station mitten im Nirgendwo sind wir ausgestiegen, Hans immer noch unzurechnungsfähig, und mir ging das langsam ganz schön auf die Nerven, da auch noch der Kleine unserer Bekannten eingeschlafen ist und wie Hans behütet werden mußte. Zum Glück hielt ein Pickup, der uns mitgenommen hatte. Es gibt da so nette Menschen, da könnten sich hier viele ein Beispiel nehmen. Ich rechne immer mit einem Gewaltverbrecher, und dann sitzt im Auto eine ganz liebenswürdige Person, ist schon toll!!!

Den nächsten Tag haben wir uns wunderbar relaxt, ich unter dem Sonnenschirm neben einen Pelikan, der vor so vielen Leuten auch etwas neben der Spur war und mit seinem riesigen Schnabel furchteinflößend geklappert hat. Ich hatte schon bessere Nachbarn.

Aber auch das ging zu Ende, und uns dürstete nach einem richtigen Abenteuer. Das sollte noch kommen, es war einfach unbeschreiblich toll.

Als wir in Iquitos gelandet sind, um eine Amazonasexpedition mitzumachen, wußte ich noch gar nicht, was uns erwartet. Dieser Ort ist nur per Flugzeug oder Schiff aus Brasilien zu erreichen, das hörte sich schon sehr geheimnisvoll an. Und so schön war es dann dort auch. Die Aussicht aus dem Flugzeug über die grüne Hölle, so etwas prägt sich ein. Und dort wollten wir die nächsten Tage herumtoben!
Das Foto auf der rechten Seite ist aus unserem Hotel geschossen worden. Wie man erkennen kann, benimmt sich der Rio Amaconas in jenem Moment recht anständig.
Wir haben jemanden ausfindig gemacht, der keine große Dschungeltour mit uns unternehmen wollte, sondern einfach seine Frau und seine Tochter als "Reiseleiter" vermittelt hat. Und das war auch gut so. Die Reise hat mit dem Transport auf einem Boot begonnen, das wohl ursprünglich höchstens ein Drittel der anwesenden Personen hätte transportieren sollen. Naja, so wars auch gemütlich. Der Auf- und Abstieg war auf einer Hühnerleiter mehr als abenteuerlich, ich sah mich schon im Amazonas davonschwimmen. Danach ein Fußmarsch durch den Dschungel,
um den Rio Nappo zu erreichen. War dann doch keine echte Amazonas-Expedition, aber was solls, der Fluß war bestimmt nicht minderspannend. Mit einem kleinen Boot gings dann weitweg von der Zivilisation, riesige umgefallene Bäume im Fluß, eine ganz andere Welt präsentierte sich uns.
Nach stundenlanger Fahrt endlich wieder ein großes Flußbett, der Rio Nappo. Ich habe keine Ahnung, wie wir dorthingelangt sind. Doch die folgenden Eindrücke ließen diese Frage auch schnell in den Hintergrund gleiten. Wir sahen ein Haus ohne Wände, auf Pfählen und nur mit einem Strohdach. Eine Art Dorfgemeinschaftshaus. Und dort tummelten sich eine Handvoll Menschen beim Zubereiten von Fisch, den sie tagsüber gefangen hatten.
 Es war der Eintritt in eine andere Welt. Wir hatten eine kleine Hütte für uns, die ebenfalls ohne Wände auskam, und sollten dort ein Zelt aufschlagen. Wir haben unsere Hängematten aufgehängt und wollten einfach nicht in ein blödes Zelt, daß so gar nicht dahinpassen wollte. In der Nacht sind wir dann aber doch dort eingezogen, als uns die Moskitos und die Fledermäuse doch sehr zugesetzt hatten.
 
 Am nächsten Morgen ging es früh raus. Wir sind mit einem Einbaum zum Fischen gefahren. Anfangs von fasziniert, mußte ich doch meiner Abneigung gegen das Angeln Tribut zollen und habe dann meine kläglichen Versuche, mit einem Faden, einem Stück Fleisch und einem Haken Fische aus dem Wasser zu ziehen, aufgegeben. Bei Hans hätte es beinahe geklappt, nur leider ist der Nylon gerissen (Frauen werden seine Enttäuschung sicher nachvollziehen können, einen dicken Fisch an der Angel und dann reißt der Nylon!).
Zum Glück funktioniert das Sozialsystem dort noch wunderbar, sodaß wir am Abend nicht verhungern mußten.Das ganze Leben dort war einfach faszinierend, kein Duschraum, keine Toiletten, kein Fernsehen, sondern pure Lebensfreude. Gut, das kam mir natürlich auch nur so vor, weil ich das andere sonst immer habe.
Ein ganz besonderer Augenblick auch, als eines Tages ein Motorengeräusch zu vernehmen war. Die Kinder sind sofort zum Ufer gerannt, um den Besuch in Empfang zu nehmen. Auf einmal hektisches Treiben im Dorf: Die Einwohner zogen sich plötzlich Baströckchen an und suchten Souvenirs für die Touristen heraus!!!
Und da kamen sie auch schon, Amis im Urwald. Der eine sogar im Rambo-Junglefighter-Kostüm. Ja, richtig, es war ja Karnevalszeit!!! Aber die meinten das auch noch ernst. Schon kam der erste zu uns und unterhielt sich mit uns. Wir haben im gebrochenen Englisch/Spanisch-Kauderwelsch klargemacht, daß wir seit drei Jahren im Dschungel leben. Und er wollte daraufhin ein Foto von uns machen. Wahrscheinlich sind wir jetzt auf einem Bild über dem Sofa in einer schönen amerikanischen Wohnstube abgebildet. Welch Pathos uns umhüllt...
Am nächsten Tag ging es in den Dschungel mit x und y. Ja richtig, ich stehe dort auf dem Bild auf einem rutschigen Baumstamm. Das einzige Foto, wo ich mich einigermaßen halten konnte...
Auch wenn es leider nicht allzuviel zu sehen gab, da das nahegelegene Dorf doch die meisten wildlebenden Tiere vertrieben haben dürfte, war es einfach wahnsinnig interessant zu sehen, wie man hier im Urwald überleben kann. Er hat uns wasserspeichernde Wurzeln gezeigt, wie man das Palmenherz aus einer Palme bekommt (das schmeckt ja richtig gut!!!) und vieles mehr. y hat noch demonstriert, was passiert, wenn man in ein Wespennest latscht - Flucht!
An dieser Stelle möchte ich auch noch auf eine Organisation aufmerksam machen, die sich vehement dafür einsetzt, solche Naturparadiese zu erhalten.
Ich werde alles versuchen, kein Tropenholz zu kaufen!!! Es ist viel zu schön, als daraus einen dämlichen Schrank zu machen und die armen Tiere sterben zu lassen.
 


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